Eine Stadt der Legenden, in der ein Drache über Geschichte und Gegenwart wacht. Inspiriert von dieser Sage und der berühmten Drachenbrücke und Burg von Ljubljana, habe ich mir eine besondere Reise gewünscht: eine Fahrt mit dem Nachtzug von Zürich in das Herz Sloweniens – ab 14. Juli 2025 wieder direkt nach Ljubljana möglich.
Einer Legende nach wurde Ljubljana von dem griechischen Sagenhelden Jason gegründet, der auf seiner Flucht mit den Argonauten einen Drachen besiegte, der in der Nähe der Stadt lebte. Der Drache ist seit Jahrhunderten ein Symbol für Ljubljana und steht für Kraft, Mut und Schutz. Das Wappen der Stadtverwaltung auf einem spätgotischen Schild wird von einem grünen Drachen verziert, der sich mit seinen Krallen an den oberen Zinnen eines silbernen Turms festhält. Die Drachenbrücke (Zmajski most) in Ljubljana ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wer am Brückenkopf den Drachen ins Auge blickt, erstarrt beinahe vor Ehrfurcht, besonders nachts unterm Sternenhimmel bei Mondlicht.
Finde deinen Nachtzug nach Ljubljana
Die Brücke wurde im Jahr 1900 von dem Architekten Jurij Zaninović entworfen. Heute sind die Drachen ein fester Bestandteil der Stadtüberlieferung und man begegnet ihnen praktisch überall in Ljubljana, sei es auf Kanalabdeckungen, als Maskottchen oder während des jährlichen Drachenkarnevals.
Zu meinem Geburtstag im Februar habe ich mir einen Ausflug zu eben dieser Drachenbrücke und der Burg von Ljubljana gewünscht – und zwar mit dem Nachtzug ab Zürich. Der EuroNight 40465 – auch bekannt als «Alpine Pearls» – ist ein Nachtzug, der eine komfortable Verbindung zwischen der Schweiz, Österreich, Slovenien und Kroatien bietet. Der Nachtzug startet in Zürich und fährt bis nach Zagreb.
Erfahre hier mehr über die Autorin und ihr Engagement beim Verein Back-on-Track Switzerland.Aktuell fährt der Nachtzug ab Zürich aufgrund von Bauarbeiten am Tauerntunnel in Österreich leider nicht direkt nach Ljubljana. Als Alternative bietet sich der Nachtzug bis Sevnica an und von dort aus ein Regionalzug nach Ljubljana. Diese Umleitung dauert voraussichtlich bis zum 13. Juli 2025. Auf der Website der SBB findet sich die Information: «Aufgrund von Bauarbeiten gelangen Sie erst wieder ab 14. Juli 2025 mit dem Nachtzug direkt nach Ljubljana.»
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Unsere Fahrt durch die Nacht ab Zürich um 20:40 Uhr bis Sevnica mit Ankunft um 10:28 Uhr mit dem EuroNight in Kooperation mit der kroatischen Bahn HŽPP (HŽ PUTNIČKI PRIJEVOZ) verlief pünktlich und unsere Double-Kabine im Schlafwagen war sehr komfortabel im «Retro-Chic» mit Bettplatz und Waschbecken. Wir haben unsere Nachtzug-Reise für Februar 2025 für zwei Personen inkl. Frühstück im Dezember 2024 für CHF 235.- inklusive 25% Ermässigung für GA-Besitzer:innen gebucht.
Die Buchung der Tickets für die Regionalbahn von Sevnica nach Ljubljana ist auf den Apps der SBB, ÖBB oder direkt bei den Slowenischen Bahnen möglich (englische Sprache verfügbar). Der Bahnhof in Sevnica ist überschaubar und es gibt lediglich zwei Gleise. Die Kundeninformation wird auf slowenisch durchgegeben, aber auf zwei Gleisen finden wir uns schnell zurecht und folgen den Slowen:innen auf das richtige Gleis Richtung Ljubljana. Wir geniessen die prächtige Landschaft und die Strecke entlang der Flusslandschaft der Save, welche in der slowenischen Stadt Radovljica entspringt. Die Save verbindet die Hauptstädte Ljubljana in Slowenien, Zagreb in Kroatien und Belgrad in Serbien, wo sie nach 940 km in die Donau mündet.
Die Bahnfahrt von Sevnica bis in die Talebene von Ljubljana in 1.5 Stunden verläuft durch eine landschaftlich vielfältige Mittelgebirgsregion – der östliche Teil der slowenischen Voralpen. Die Strecke folgt dem Tal der Save, das sich durch das «Save-Hügelland» zieht. Diese Gegend ist geprägt von bewaldeten Hügeln und engen Tälern, die sich an den Flusslauf anschmiegen und der Strecke einen naturnahen und kurvenreichen Verlauf geben.
Pünktlich zur Mittagszeit erreichen wir den Hauptbahnhof Ljubljana, den zentralen Bahnhof Sloweniens. Die wichtigsten internationalen Bahnverbindungen aus Ljubljana führen von hier direkt nach Belgrad, Budapest, Graz, München, Prag, Triest, Wien, Zagreb und Zürich. Der Hauptbahnhof, welcher 1849 errichtet und 1980 renoviert worden ist, hat seine besten Tage hinter sich und es besteht der Bedarf nach einer Modernisierung. Daher werden bestehende Teile des Bahnhofs aktuell renoviert und eine komplett neue Bahnhofshalle wird gebaut – die Fertigstellung ist für 2026 geplant.
Wir entdecken am Perron eine Gedenktafel für James Joyce mit der Anekdote, dass der irische Schriftsteller 1904 auf dem Weg von Zürich nach Triest irrtümlich glaubte, Triest bereits am 19. Oktober 1904 erreicht zu haben. Er verbrachte eine Nacht im Bahnhof von Ljubljana und nahm am nächsten Morgen den Zug nach Triest.
Im Stadtzentrum von Ljubljana angekommen, werden wir vom LUV-Fest willkommen geheissen – ein stimmungsvolles Kulturfestival, das jedes Jahr im Februar und März stattfindet und dem Gedenken an den grössten slowenischen Dichter France Prešeren gewidmet ist. Es steht ganz im Zeichen der Liebe zur Kunst und Kultur, zur Stadt, zur Natur und zum Leben selbst. Über mehrere Wochen hinweg verwandelt sich Ljubljana in eine Bühne für kreative Installationen, Musik, Tanz, Literatur und kulinarische Erlebnisse.
Viele der Veranstaltungen sind während des Festivals kostenlos – Besucher:innen können durch die Stadt spazieren und dabei Museen besuchen oder Open-Air-Kunstwerke, Fotospots und interaktive Installationen entdecken. Es gibt kostenlose Konzerte, Lesungen und Workshops, die zum Mitmachen einladen. Wir besuchen einige Museen und die langersehnte Burg von Ljubljana, welche mit einem Spaziergang von 20 Minuten bequem zu Fuss und ca. 150 Meter bergauf oder barrierefrei mit der Standseilbahn in der Altstadt erreichbar ist.
Die Burg von Ljubljana erhebt sich majestätisch über der slowenischen Hauptstadt und blickt auf eine über 900-jährige Geschichte zurück. Ursprünglich im 11. Jahrhundert als mittelalterliche Festung errichtet, diente sie im Laufe der Jahrhunderte als Sitz der Landesfürsten, Verteidigungsanlage gegen die Osmanen und später als Gefängnis.
Heute ist die Burg ein lebendiges Kulturzentrum und beliebtes Ausflugsziel mit vielfältigem Angebot: ein Aussichtsturm mit Panoramablick über Ljubljana, Museen zur slowenischen Geschichte und zum Puppenspiel, interaktive Führungen wie die «Zeitmaschine» sowie kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Theater und Open-Air-Kino. Auch kulinarisch hat die Burg einiges zu bieten – mit Restaurants, einer Weinbar und einem Café in historischem Ambiente.
Der Aussichtsturm der Burg von Ljubljana ist ein markantes Wahrzeichen der slowenischen Hauptstadt und bietet einen spektakulären Rundumblick über die Stadt und die umliegende Landschaft. Der Aufstieg erfolgt über eine schmale Wendeltreppe, die uns auf den höchsten Punkt der Stadt führt. Von dort aus eröffnet sich ein beeindruckendes Panorama, das bis zu den Alpen reicht.
Für einen genussvollen Ausklang des Tages besuchen wir das Restaurant Strelec im mittelalterlichen Schützenturm der Burg – ein gehobenes Gourmetrestaurant mit historischem Flair, welches auf einzigartige Weise slowenische kulinarische Traditionen mit modernen Einflüssen aus der Alpen- und Adria-Region sowie der pannonischen Küche verbindet. Die Malerin Marija Pregelj gestaltete das Innere des Turms mit den heute charakteristischen Sgraffito-Wandmalereien. Entlang der Innenwand des Turms verlaufen die Malereien wie ein Band und illustrieren in gerahmten Szenen Ausschnitte aus der slowenischen Volkskultur. Geleitet wird das Restaurant vom renommierten Chefkoch Igor Jagodic, der für seine kreative und kunstvolle Küche mehrfach ausgezeichnet wurde – darunter mit einem Michelin-Stern und vier Gault-Millau-Hauben.
Für den zweiten Tag haben wir einen ganz besonderen Ausflug zum nationalen Eisenbahnmuseum von Slowenien (Železniški muzej) ins Auge gefasst, welches etwas ausserhalb vom Zentrum im Stadtbezirk Šiška liegt und in eindrucksvoll erhaltenen ehemaligen Industriehallen und einer Lokomotiv-Rotunde untergebracht ist.
Das Herzstück der Eisenbahnsammlung bilden die Fahrzeuge – insbesondere die Dampflokomotiven. Das Museum präsentiert 60 Dampfloks und rund 50 weitere Schienenfahrzeuge. Die älteste Lok stammt aus dem Jahr 1861 (Südbahn-Lok Nr. 718, Baureihe 29), die kleinste ist die schmalspurige Lok K3, gebaut 1892 für die Strecke Pöltschach – Gonobitz. Ergänzt wird die Ausstellung durch historische Karten, die die Entwicklung des slowenischen Bahnnetzes zeigen, sowie Uniformen und zahlreiche Alltagsgegenstände aus dem Eisenbahnbetrieb.
Die Geschichte der Slowenischen Eisenbahnen (Slovenske železnice) ist eng mit der Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Mitteleuropa verbunden. Ihren Ursprung hat die Eisenbahngesellschaft im 19. Jahrhundert, als die Habsburgermonarchie mit dem Bau der Südbahn eine wichtige Verbindung von Wien über Ljubljana bis nach Triest schuf. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Netz durch Strecken nach Kroatien, Italien und Ungarn erweitert – darunter auch die Karawanken- und Bohinjer Bahn mit dem beeindruckenden Bohinjtunnel, der Slowenien seit 1906 mit Italien verbindet.
In den Sommermonaten verkehren auf dem besonders malerischen Abschnitt zwischen Jesenice und Nova Gorica regelmässig dampfgeführte Museumszüge. Zum Einsatz kommt dabei eine historische Zuggarnitur, bestehend aus sorgfältig restaurierten Lokomotiven und Wagen aus italienischer, österreichischer und ehemals jugoslawischer Herkunft, die zur Sammlung des slowenischen Eisenbahnmuseums in Ljubljana gehören.
Mit der Unabhängigkeit Sloweniens 1991 wurde die «Slovenske železnice» als eigenständige Staatsbahn gegründet. Seither hat sie sich kontinuierlich modernisiert – etwa durch Elektrifizierung, internationale Kooperationen und den Ausbau wichtiger Güterverkehrsachsen.
Nach einem längeren Aufenthalt im Eisenbahnmuseum bereiten wir uns voller wunderbarer Eindrücke aus Ljubljana auf die Rückreise mit Zwischenstopp in Sevnica vor. Dort gönnen wir uns noch ein gutes slowenisches Bier im Bahnhofsbistro, bevor es um 19:47 Uhr wieder auf den Nachtzug direkt nach Zürich geht.
Der EuroNight nach Slowenien ist der ideale Nachtzug für Abenteurer:innen – und für alle, die es noch werden möchten. Das Rollmaterial der kroatischen Bahn HŽPP ist sauber und gepflegt, die Zugbegleiter:innen aufmerksam und herzlich. Der Schlafwagen im charmanten «Retro-Chic» bietet eine gemütliche Atmosphäre – vorausgesetzt, man erwartet keine Luxussuite.
Am Morgen wird man mit Kaffee, frischen Brötchen und Marmelade geweckt – ein einfacher, aber guter Start in den Tag. Der Zwischenstopp in Sevnica mag für manche eine kleine Herausforderung darstellen, doch wer sich die Zeit nimmt, wird mit einer malerischen Landschaft im Regionalzug belohnt.
Ab dem 14. Juli 2025 rollt der EuroNight wieder direkt bis nach Ljubljana – eine Nachtzugreise, die sich für alle Freund:innen des entschleunigten Reisens mehr als lohnt.
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Sibylle Trenck-Germann engagiert sich beruflich für die Kommunikation und Anwenderzufriedenheit bei der IT der SBB und ist als Vorstandsmitglied gemeinsam mit Carlo Severini ehrenamtlich aktiv im Verein «Back-on-Track Switzerland». Das europäische Netzwerk Back-on-Track setzt sich für mehr, bessere und bezahlbare Nachtzüge ein – die mit Abstand klimafreundlichste Möglichkeit, längere Distanzen in Europa entspannt zu überwinden.